Vor zwei Wochen fahre ich mit meinem großen Sohn zur Schule. Vor mir ein Zebrastreifen, ein Auto hält bereits und lässt Schulkinder darüber laufen. Ich bremse und merke wie mein Auto auf der vereisten Straße rutscht. Kurz vor dem anderen Auto bleibt es stehen. Könnt ihr das Gefühl nachvollziehen, wenn das Herz bis zum Hals schlägt und man total erleichtert ist, weil das Auto noch rechtzeitig zum Stoppen kommt?
Plötzlich steigt der Mann aus dem Auto vor mir aus, läuft um sein Auto, zückt sein Handy und fotografiert. Ich schaue erstaunt. Er klopft an meine Scheibe, ob wir Zwei beiseite fahren, um die Modalitäten des Unfalls zu klären. Ich schaue noch erstaunter. Welcher Unfall? Mein Auto ist etwa 4 cm hinter seinem zu Stehen gekommen. Ich habe keinen Aufprall verspürt. Mein Sohn ebenfalls nicht. Es gab weder einen Aufprall, noch einen Unfall. Der Mann beharrt auf einem Unfall.
Er wühlt in seinem Auto nach einem Poliertuch für seine Stoßstange, um mir die Spuren des Unfalls zu präsentieren. Ich strenge mich an, nix! Ich sage ihm, dass es keinen Unfall gab und fahre meinen Sohn zur Schule – mein vermeintlicher Unfallgegner folgt mir. Er bleibt fest bei seiner Meinung, dass wir einen Unfall hatten und es einen Schaden zu regulieren gibt. Er will das mit seiner Werkstatt klären.
Zwei Tage später habe ich einen Kostenvoranschlag und seine Zahlungsaufforderung über schlappe 670 Euro im Briefkasten. Das Schreiben bescheinigt einen vollkommen zerstörten Stoßfänger nach einem Auffahrunfall.
Ich melde noch am selben Tag meiner Versicherung, dass diese keinesfalls zahlen soll, weil es keinen Unfall gab. Selbes gebe ich auch bei der Polizei zu Protokoll. Die Zeugenaussage meines 10-Jährigen wird im gerichtlichen Streitfall kaum Bestand haben, wird dennoch mit aufgenommen.
Mein angeblicher Unfallgegner reicht indes zivilrechtliche Klage gegen mich ein. Ich schaue noch immer erstaunt! Einmal mehr lerne ich – immer Polizei rufen. Anscheinend auch dann, wenn es keinen Unfall gab.